Columbus entdeckt Amerika Karl Wesseler Rolle: verschiedene Rollen Regie: Jürgen Fuhrmann Studiobühne Großenhain 1994 Bei einem meiner Gastspiele in Eschweiler hatte ich Jürgen Fuhrmann kennengelernt, der dort ein kleines Theater leitete. Er lud mich ein, mit ihm und einem Kollegen an der Studiobühne Großenhain, in der Nähe von Dresden, das Kindertheaterstück »Columbus entdeckt Amerika« auf die Bühne zu bringen. Dieses Mitspielstück für Kinder zeigt Columbus' Schwierigkeiten, Interesse und Unterstützung für seine Entdeckungsreise zu finden; es zeigt die Fahrt und schließlich die Entdeckung des fremden Landes Amerika, das Columbus irrtümlich für Indien hielt. Die Kinder werden in eine vergangene Epoche eingeführt, stehen plötzlich per Du mit einem der größten Entdecker der Neuzeit und werden Teil des historischen Abenteuers als Mitspieler, als Matrosen oder Indianer. Hintergründe zu unserer Arbeit an »Columbus entdeckt Amerika« Bei einem meiner Gastspiele in Eschweiler hatte ich Jürgen Fuhrmann kennengelernt, der dort ein kleines Theater leitete. Er lud mich ein, mit ihm und einem Kollegen an der Studiobühne Großenhain, in der Nähe von Dresden, das Kindertheaterstück »Columbus entdeckt Amerika« auf die Bühne zu bringen. Von weitem hörte sich alles sehr reizvoll und solide an. Großenhain war, wenn auch nach der Wende, zu diesem Zeitpunkt noch tiefste DDR. Unsere Bühnenhelfer waren aus Skinheads rekrutiert worden, die Sozialstunden ableisten mussten (Meine vietnamesische Freundin, Hannah Kotrc, stand bei ihnen jedoch unter Schutz, weil sie zu mir gehörte, was mich erstaunte und natürlich sehr erleichterte). Die Proben zum Columbus waren sehr lapidar; der Text von Wesseler, gerade in Hinblick auf die amerikanischen Ureinwohner teilweise so diskriminierend, dass ich mich weigerte, sie zu spielen, oder in Absprache mit Wesseler Passagen änderte. Da es keinen Bühnenbildner gab, baute ich nach den Proben ebenfalls große Teile des Bühnenbildes, weil ich den Anspruch hatte, mindestens einen gewissen Standard mit der Arbeit zu erreichen. Niemand hatte einen Plan. Die Wohnung im Theater, die mir zugesagt worden war, war ein ungemütlicher kalter Büroraum, von dem man auf einsame Felder sah. Dieser Ausblick umfasste als Bild die trostlose Zeit in Großenhain. Einziger Lichtblick in dieser Produktion war Adelind Pallas, Sängerin und Songwriterin, die uns musikalisch begleitete. Zu diesem Zeitpunkt war es recht aufwändig, nach Dresden und zurück zukommen. Ich nutzte die Zeit für die Recherchen zu »Krabat«, da die Sage der »schwarzen Mühle« aus dieser Region Sachsens stammt, fuhr nach Budizin (Bautzen) und setzte mich mit der sorbischen Kultur, ihren Epen und Liedern auseinander, die später in der Krabat-Inszenierung aufgenommen werden sollten.
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