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  Kulturpädagogik

Außerhalb der Leistungsstrukturen ist es wichtig, Erlebnissen Raum zu geben, um Lebenserfahrungen zu sammeln, für die Kinder und Jugendliche sonst keine Zeit mehr haben. In unserer schnelllebigen Gesellschaft können sich Kinder und Jugendliche immer schwerer dem wöchentlichen Terminstress, früh einsetzendem Leistungsdruck, und der Allgegenwärtigkeit von Medieneinflüssen, denen sie täglich ausgesetzt sind, entziehen. Auf diese Weise kann pädagogisch sinnvoll den möglichen Folgen wie Unkonzentriertheit, Interessenlosigkeit, ungeduldiges oder aggressives Verhalten durch die entstehende Überforderung, vorgebeugt werden.

Leitung aller Projekte zusammen mit Hannah Kotrc.



Kulturelle und kunstpädagogische Projekte
Geräusch-Cool-Isse 2002, Hip Hop, Bremen
Klangfarben 2001, Musik, bildende Kunst, Bremen
Alles Theater 2000, Theater, Bremen
Augenblick-Fänger 1999, Film, Bremen
Klangform 1998, Musik, Sprache, Malerei, Bremen
Ausgezeichnet mit dem Förderpreis der freien Kunstschulen Niedersachsen
1001 Nacht 1997, Akrobatik u. Theater, Bremen
Fremder Tag 1996, Musik, Bremen
Museum of Living Art 1995, Plastik u. Tanz, Malerei, Bremen
Das Fest der Fabelwesen 1994, Masken, Bremen


Hintergrund zu den Projekten

Auschnitt aus dem Konzept zu
Klangform
1998
Musik, Sprache, Malerei (Förderpreis der Kunstschulen Niedersachen)
Musik: Birgit Roman
Malerei: Hannah Kotrc
Sprache: Ulrich Thon

Immer mehr hat sich in den letzten Jahren die Überzeugung durch alle Altersstufen durchgesetzt: „Ich glaube nur, was ich sehe“ – Auf dieser Kurzformel und Überzeugung baut unser gesamtes Lehr- und Lernsystem auf, obgleich der Mensch wesentlich mehr über das Gehör wahrnimmt. Doch auch das Gehör allein reicht nicht, um den Raum einer Erfahrung zu erfüllen. Es gehört ebenso das Fühlen und Riechen dazu, ein Bild zu runden. Das heißt, der gesamte Organismus, nicht nur ein Teilaspekt.
In dieser Hinsicht bleibt die Vermittlung künstlerischer Vorgänge oft ein amputiertes. Ein Mozart gerät im Begreifen der Lernenden zu einem Kitsch-Gebilde, sieht man ihn getrennt oder herausgehoben aus seiner Zeit, dem Licht und Schatten, den Farben und Gerüchen, den Tempi, der Bewegung und Fortbewegung seiner Zeitgenossen, also allen Zusammenhängen seines Lebens. (Selbst, wenn man ihm beim Erlernen der Musiken sicher etwas näher kommen mag). Alle Geräusche und Klänge des Alltags eines Herrn Mozarts, ja selbst jene von Alban Berg, die uns zeitgeschichtlich näher sind, bleiben uns im wirklichen Begreifen fremd. Es bleiben Gestalten vergangener Tage, außerordentliche Exoten – wenn auch vermeintliche Seelengeschwister –, von denen ein so großer Teil unserer Kultur geprägt ist. Weit weg von ihrer Zeit, außerhalb ihrer Zusammenhänge stilisieren wir sie zu Göttern, die es zu erreichen gilt, weil uns ihr Werk berührt hat. Bei näherem In-Sich-Hören bleibt dann doch die Frage, ob wir Berührung mit Vertrautheit und eine gewisse Kenntnis mit Erkenntnis verwechselt haben. Das gilt ebenso im Umgang mit Persönlichkeiten aus der bildenden wie auch der darstellenden Kunst.
Entgegen der oft üblichen Praxis an unseren Kunst- und Musikschulen, verpflichtet uns unsere Profession geradezu dazu, uns mit Kindern und Jugendlichen auf die Suche nach der Kenntnis zu machen. Nicht die Kenntnis des Mozartschen Werkes oder der Bilder von Picasso, sondern der Kenntnis der Musik, der Malerei und der Sprache oder des darstellenden Spiels.
Im Strudel der unzähligen Informationen, die uns den Blick auf die Kunst verstellen, müssen wir ganz auf den Grund tauchen, um von dort zu lauschen.
Ebenso wie einzelne Persönlichkeiten aus dem Kunstbereich, aber auch aus Sport oder anderen öffentlichen Wahrnehmungs-Zusammenhängen überstilisiert werden und in der Wahrnehmung komplett aus ihren Zusammenhängen gerissen und verfremdet vor die Kinder gestellt werden, geschieht es heute mehr und mehr auch mit der „Relevanz des Multimedialen“.
Im Gegensatz aber zu einer konkreten Person, ihrem Leben und Werk, ist das „Multimediale“ ein „recht kulturloses Wesen“. Umso erstaunlicher ist, dass die Großwirtschaft, Handwerk und Unterhaltungsbetriebe, aber vor allem auch Universitäten und Schulen gezwungen sind, ihre Konzeptionen auf die Gesetzmäßigkeiten der „multimedialen Gesellschaft“ zuzuschneiden.
Da wir unser Projekt für Kinder aus einer „multimedialen Gesellschaft“ planen, werden wir auch genau dort mit ihnen „forschen“. Wir wollen mit den Kindern schauen, was unter dem großen „Sprachschaum“ an Saft bleibt, und wie er uns nährt.
Außerhalb der Leistungsstrukturen ist uns wichtig nach dem Tag zu schauen, „für den das Kind sonst keine Zeit hat“, denn in unserer schnelllebigen Gesellschaft, können sich Kinder immer schwerer dem wöchentlichen Terminstress, früh einsetzendem Leistungsdruck, Medieneinflüssen und der Allgegenwärtigkeit von Umweltgeräuschen, der sie täglich ausgesetzt sind, entziehen. Als Folgen machen sich vermehrt Unkonzentriertheit, Interessenlosigkeit, ungeduldiges oder aggressives Verhalten durch Überforderung, bemerkbar.

Wir wollen einen Tag aus vielerlei Gründen „auseinandernehmen“. Schon ein Frühstück ist zur Betrachtung interessant. Warum stellt man das Radio an? Wie weit ist bei laufendem Radio überhaupt Konversation möglich? Und wenn, was für eine? Wie begegnet man sich an einem schön gedeckten Tisch, oder an einem, an dem alles mit Plastikverpackungen auf den Tisch gepackt wird? Wie geht man von hier aus in den Tag? Wie trifft man mit diesen ersten Tages-Erfahrungen auf seine Klassenkameraden?

Wenngleich wir diese sozialen Aspekte mit den Kindern nicht unmittelbar ansprechen werden, werden wir sie als Kernpunkt im Projekt behandeln. Alle Dinge, die uns umgeben – vom Anbeginn bis zum Ende unserer Biographie – prägen uns sozial. Diese „Weisheit“ ist uralt aber wichtig. Die künstlerische Arbeit, die sozial erlebbar wird, indem man sich mit ihren ureigensten Ursprüngen aktiv auseinandersetzt, wird immer eine klare, verbindende Kraft in sich tragen. Aber auch jeder bewusst gestaltete Tagesablauf kann künstlerisch erlebbar sein oder gemacht werden. Diese „Arbeit“, die wir auch in unserem Projekt anstreben, soll Kunst fernab vom Leistungsdruck und verschultem Lernen als einen „seelisch ernährenden Lebenszustand erlebbar machen“.

Das was Beuys mit seinem viel zu oft falsch zitierten Satz „jeder Mensch ein Künstler“ im Zusammenhang seines Vortrages ansprach, trifft den Ansatz für unsere Arbeit sicher am besten. Beuys meinte, dass jede bewusst geformte Tätigkeit – ganz gleich in welchem Beruf! – eine künstlerische, schöpferische, etwas-neues-erschaffende sein könnte, wenn der Ausführende sich ganz in seinem künstlerischen/schöpferischen Potential öffnen würde. Das heißt, jeder Mensch kann an der Stelle, an die er im Leben gestellt wird, ein künstlerisch/schöpferisch handelnder Mensch sein. Erst aus dieser Einsicht und ihrer Notwendigkeit heraus, sieht Beuys die Möglichkeit, mit allen Menschen eine „soziale Plastik“ zu erschaffen. Was er wohl in gar keinem Fall meinte ist, dass jeder Mensch die Möglichkeit habe – und/oder haben solle – zu der „hochstilisierten Randgruppe der Künstler“ zu gehören, die auch mit ihrem Werk oft außerhalb sozialer gesellschaftlicher Prozesse steht.

Als Repräsentanten von Kunst- und Musikschule liegt uns daran, vor allem in Hinblick auf die zukünftige Entwicklung dieser Einrichtungen zu zeigen, dass sie in erster Linie soziale Einrichtungen sein sollten, die dem Kind und Jugendlichen einen seelischen, freudig erlebbaren Ausgleich zum schulischen Lernalltag geben können.